Frühjahrssemester 2014
Seiteninhalt
- Vorlesung: Das Gespenst der Objekthaftigkeit
- MA-Seminar: Marcel Broodthaers
- Übung: Kritik und Krise. Theorien zeitgenössischer Kunst
- MA-Seminar: Brasília, Tropicália, Marginália: Das lange Gedächtnis der Globalisierung und der kurze Schritt von der modernen zur postmodernen Kunst in Brasilien
- Bachelor-Seminar: Der Raum in der Kunst – vom White Cube zur Black Box
Vorlesung: Das Gespenst der Objekthaftigkeit
Prof. Dr. Sebastian Egenhofer
Dienstag 12.15 - 13.45
Teilgebiete C und D; 3 ECTS
Die Repräsentationskritik hat in der Kunst des 20. Jahrhundert vielfach zur Identifikation des Kunstwerks mit dem als Objekt oder Ding verstandenen ‚bloßen’ Signifikanten, dem Zeichen ohne Bezeichnetes, geführt. Zugleich wurde der Verlust des Bedeutungsspielraums von Bild und Sprache von unterschiedlichen ideologischen Standpunkten aus als positivistische Verflachung und als Angleichung des Kunstwerks an die Warenform kritisiert. Die Vorlesung arbeitet das Motiv der Objekthaftigkeit an paradigmatischen Beispielen von der klassischen Moderne bis in die 60er Jahre heraus, stellt theoretische Modelle der Analyse und Kritik der Verdinglichung dar und zeichnet einige jüngere Versuche, der Objektform zu entgehen, nach.
Literatur wird über den Seminarapparat und die Lernplattform OLAT zur Verfügung gestellt.
Leistungsüberprüfung: MC-Test zum letzten Vorlesungstermin (27.5.2014).
Notenskala: bestanden/nicht bestanden; das Modul ist einmal wiederholbar/substituierbar
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MA-Seminar: Marcel Broodthaers
Prof. Dr. Sebastian Egenhofer
Mittwoch 16.15 - 18.00
Teilgebiete C und D; 9 ECTS
Als ehemaliger Dichter hat Marcel Broodthaers (1924-76) 1964 eine späte Karriere als bildender Künstler gestartet, die mit seinem Musée d’Art Moderne. Départment des Aigles (1968-72) und mit den späten Décors’ zu neuartigen Werkformen führt, in denen sich Objekt, Bild und Sprache mit den Orten der Ausstellung, Archivierung und Erinnerung nicht nur von oder an Kunst verschränken. Das Seminar widmet sich Broodthaers’ Arbeit vor dem zeitgenössischen Hintergrund (Minimal Art, Pop Art, Nouveau Réalisme, Institutionskritik etc.) und arbeitet mit Blick auf Broodthaers’ literarische Interessen seine Kritik an der Fetischisierung reiner Visualität in der bildenden Kunst der Moderne heraus.
Literatur:
- Marcel Broodthaers, Ausst.-Kat. Galerie nationale du Jeu de Paume, Paris, 17.12.1991-1.3.1992; Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, 24.3.-8.6.1992, Paris 1991 (auf OLAT).
- Marcel Broodthaers: Collected Writings, hg. v. Gloria Moure u.a. Barcelona 2013 (auf OLAT).
- Marcel Broodthaers, Interviews und Dialoge 1946-1976, hg. v. Wilfried Dickhoff, Kunst Heute Nr. 12, Köln 1994 (auf OLAT).
- Marcel Broodthaers, „Open Letters“, in: Carel Blotkamp u.a. (Hg.), Museum in Motion, s’Gravenhage 1979, S. 248-51.
- Marcel Broodthaers. Der Adler vom Oligozän bis heute, Ausst.-Kat. Kunsthalle Düsseldorf 1972, 2 Bde (auf OLAT).
Weitere Literatur wird im Seminarapparat und über OLAT zur Verfügung gestellt.
Leistungsüberprüfung: Übernahme einer Sitzungsvorbereitung (z.B. durch Inputreferat, Thesenpapier oder Fragen zur Lektürevorbereitung) oder eines Sitzungsprotokolls; schriftliche Seminararbeit.
Gute Kenntnisse der europäischen und amerikanischen Nachkriegskunst bis in die 60er Jahren sind wünschenswert, aber nicht zwingend. Französisch- und Englischkenntnisse sind erforderlich.
Notenskala: 1-6, in Halbschritten.
Repetierbarkeit: einmal wiederholbar, substituierbar.
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Übung: Kritik und Krise. Theorien zeitgenössischer Kunst
Simon Baier
Dienstag 10.15 - 12.00 Uhr
Teilgebiete C und D; 3 ECTS
In der Veranstaltung werden aktuelle theoretische Positionen zur zeitgenössischen Kunst gelesen und diskutiert. Die exzessive Expansion des Kunstmarktes, die Bedingungen einer zunehmend globalisierten Kunstwelt und vor allem die Krise eines westlich zentrierten Narrativs des Modernismus, haben das Verständnis darüber, was Kunst heute ist oder sein sollte in den letzten Jahren verstärkt in Frage gestellt. Der Kurs will anhand einer Auswahl kunsthistorischer Positionen diese Situation analysieren.
Die zu lesende Literatur wird vor Semesterbeginn auf OLAT bereitgestellt. Ein Semesterplan wird sowohl als Aushang, wie über OLAT zur Verfügung gestellt, der über das genaue Programm zeitnah informieren wird.
Hinweise: Die Lektürevorbereitung erfordert, da es sich oft um längere Texte handelt, lange und intensive Vorbereitung auf jede Sitzung.
Voraussetzungen: Da die meiste Literatur nur in englischer Sprache vorliegt, sind sehr gute Englischkenntnisse unverzichtbar.
Leistungsnachweis: Stundenvorbereitung und Diskussionsleitung, kleine schriftliche Arbeit.
Notenskala: bestanden/nicht bestanden.
Repetierbarkeit: einmal wiederholbar, substituierbar.
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MA-Seminar: Brasília, Tropicália, Marginália: Das lange Gedächtnis der Globalisierung und der kurze Schritt von der modernen zur postmodernen Kunst in Brasilien
Max Jorge Hinderer Cruz
Blockveranstaltung (Termine s. u.)
Teilgebiete C, D; Kunstgeschichte im Globalen Kontext; 9 ECTS
Das Seminar versucht zwei Forschungsschwerpunkte am Beispiel der brasilianischen Kunst des 20. Jahrhunderts zusammenzudenken. Zum einen den Übergang von der modernen zur postmodernen Kunst in den urbanen Zentren Sao Paulo und Rio de Janeiro. Zum anderen die kolonialismuskritischen Implikationen und medientheoretischen Auseinandersetzungen, die für die modernen und postmodernen Avantgarden an zentraler Stelle stehen. Ausgehend von lateinamerikanischen Theorien zu einem anti-kolonialen "Gegendiskurs" der Moderne und der Globalisierung, soll der Bogen bis zu den Ausdrucksformen der 1960-70er Jahre Avantgarden gespannt werden und hier insbesondere auf das "lange Gedächtnis der Körper", auf partizipative Kunst und auf medientechnologische Fragestellungen eingegangen werden. Dieser Bogen reicht von Oswald de Andrades legendärem „Antropophagischen Manifest“ (1928), über die Entstehung der Biennale von Sao Paulo, bis zur sogenannten Tropicália-Bewegung der späten 60er und der Anti-Kunst und der Zeit des politischen Exils von Lygia Clark und Hélio Oiticica in Paris, London und im New Yorker Untergrund in den 1970er Jahren.
Literatur von Oswald de Andrade, Enrique Dussel, Mario Pedrosa, Lygia Clark, Hélio Oiticica, Sabeth Buchmann, Ricardo Basbaum, Michael Asbury, Suely Rolnik, Felix Guttari und anderen wird über den Seminarapparat und über OLAT zur Verfügung gestellt.
Themen und Termine:
- Einführungsveranstaltung (28.02.2014): Themenvorstellung, Überblick, Referatsvergaben
- Block1 (14.-15.03.): Theoretische Grundlagen und Anti-Koloniale Theorie, „Was heißt Moderne aus Lateinamerikanischer Perspektive?“; zwei Varianten des Modernismus in der Brasilianischen Kunst, die anti-kolonialen 1920er und der utopische Modernismo der 1950er Jahre.
- Block2 (11.-12.04.): 1962-1969 – Mario Pedrosa und die frühe Postmoderne in der brasilianischen Kunst, die „ethische Verpflichtung der Kunst“, partizipative Kunst und Anti-Kunst, die Tropicália Bewegung.
- Block3 (16.-17.05.): 1970er Jahre, von der Tropicália zur Marginália – Hélio Oiticica und Lygia Clarks Kunstproduktion im politischen Exil, Überschneidung von Kunst und Film im New Yorker Untergrund und experimentelle Psychatrie und Anti-Psychatrie als kollektive Performances in Paris. Abschließende Thesen.
Notenskala: 1-6, in Halbschritten.
Repetierbarkeit: einmal wiederholbar, substituierbar.
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Bachelor-Seminar: Der Raum in der Kunst – vom White Cube zur Black Box
Dr. Linda Schädler
Donnerstag 16:15 - 18:00, RAK E-6
Teilgebiet D; 9 ECTS
In den späten 1940er- und 1950er-Jahren wurde der White Cube – verstanden als referenzloser weisser Museumsraum – zur dominanten Präsentationsform und galt als ideales Ausstellungsmodell im westlichen Kunstdiskurs. Seit den späten 1960er-Jahren ist dieses Konzept nicht zuletzt von Kunstschaffenden kritisch hinterfragt und seine Neutralität als eine nur scheinbare entlarvt worden. In jüngerer Zeit hat sich schliesslich mit der Etablierung von medial basierter Kunst wie etwa Dia-, Video- und Filmarbeiten eine Entwicklung hin zur Black Box vollzogen – hin zu einem abgedunkelten Präsentationsraum.
Das Proseminar stellt die Relation zwischen dem Raum und der Kunst ins Zentrum und fragt danach, in wie weit eine Verschiebung vom White Cube zur Black Box die Rezeptionsbedingungen verändert und welche Rolle die Kunstschaffenden dabei übernehmen. Wie kann das räumliche Dispositiv und also ihre spezifische Beschaffenheit in der wissenschaftlichen Forschung thematisiert werden? Nebst Referaten am Kunsthistorischen Institut sind einzelne Ausstellungsbesuche geplant, um vor Ort über Werke zu diskutieren.
Literatur/Unterrichtsmaterialien:
- Foucault, Michel, "Von anderen Räumen", in: Ders., Schriften in vier Bänden, Dits et Ecrits, Band IV 1980-1988, Daniel Defert und François Ewald (Hrsg.), Frankfurt: Suhrkamp 2005, S. 931-942 [Originaltitel: Des espaces autres (Vortrag von 1967, gehalten vor der Architekturgruppe Cercle d’études architecturales); erstmals vollständig publiziert: 1984].
- Frohne, Ursula, „’That’s the only now I get’: Immersion und Partizipation in Video-Installationen“, in: Gregor Stemmrich (Hg.), Kunst / Kino, Köln: Oktagon Verlag 2001, S. 217-238.
- Groys, Boris, „Medienkunst im Museum“, in: ders., Topologie der Kunst, München/Wien: Carl Hanser Verlag 2003, S. 59-76.
- O’Doherty, Brian, „Die weisse Zelle und ihre Vorgänger“, in: ders. In der weissen Zelle, Berlin: Merve Verlag 1996, S. 7-33 [Originaltitel: Inside the White Cube. The Ideology of the Gallery Space, Expanded Edition, Berkeley/Los Angeles/London: University of California Press 1999 (EA 1976 und 1986 in Artforum Magazine)].
- „Round Table: The Projected Image in Contemporary Art“, mit: Malcolm Turvey, Hal Foster, Chrissie Iles, George Baker, Matthew Buckingham, Anthony McCall, in: October, Bd. 104, Frühling 2003, S. 71-96.
- Schneemann, Peter J., „Black-Box-Installationen: Isolationen von Werk und Betrachter“, in: Ralf Beil (Hg.), Black Box. Der Schwarzraum in der Kunst, Ausst.-Kat. Bern, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz Verlag 2001, S. 25-34.
- Stemmrich, Gregor, „Heterotopien des Kinematografischen. Die ’Institutional critique’ und das Kino in der Kunst Michael Ashers und Dan Grahams“, in: ders. (Hg.), Kunst / Kino, Köln: Oktagon Verlag 2001, S. 194-216.
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen beschränkt.
Voraussetzungen:
Bereits vor Beginn des Proseminars sind folgende zwei Präsentationen Pflicht:
- Museum für Gegenwartskunst Basel: „every time you think of me, I die, a little. Das Memento Mori bei Andy Warhol und Douglas Gordon“ (bis 9. Febr. 2014)
- Museum für Gegenwartskunst Basel: Lena Maria Thüring, Manor-Kunstpreis Basel 2013 (bis 5. Jan. 2014).
- Englischkenntnisse sind nötig.
Leistungsnachweis: Regelmässige Anwesenheit sowie kontinuierliche Vorbereitung auf die Sitzungen (inkl. vorgängiger Lektüre der Texte), schriftliche Arbeit und Vortrag.
Notenskala: 1-6, in Halbschritten.
Repetierbarkeit: einmal wiederholbar, substituierbar.
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