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Dozentin: Prof. Dr. Anna Minta
Beschreibung: Mit seinem 1935 erschienenen Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" popularisierte Walter Benjamin den Begriff der Aura. Definierte er sie im Kontext von Kunstwerken (und Architektur) mit den Kennzeichen von Authentizität, Einmaligkeit, Echtheit, Unnahbarkeit etc., so sah er diesen Status der Auszeichnung mittels einer spezifischen, ortsgebundenen Besonderheit durch die Industrialisierung und die Möglichkeiten technischer Reproduzierbarkeit zunehmend verloren gehen. Nicht nur Theoretiker versuchen, mit neuen Begrifflichkeiten wie Atmosphäre oder Effekte, neue Beschreibungsmuster für das Herausragende und seine Wirkungsmacht zu entwickeln, auch Kunstschaffende und Architekten bemühen sich, z. B. mit neuen „signature buildings" und „iconic architecture" an den tradierten Status auratischer Werke anzuschliessen. Die Vorlesung will – konzentriert auf das 19./20. Jahrhundert bis in die Gegenwart – Perspektiven auf vielfältige Phänomene der Auszeichnung und Überhöhung eröffnen. Ausgehend davon, dass der Status des Besonderen ein nicht dem Objekt inhärenter Zustand, sondern Ergebnis sozialer Aushandlungen (Betrachten, Einordnen, Ein-/Wertschätzen etc.) ist, werden Einflüsse künstlerisch-ästhetischer Konzepte wie die des Sublimen, Sakralen und Auratischen auf das Architektur- und Kunstschaffen untersucht. Prozesse der Auratisierung und Sakralisierung, also der besonderen, teils transzendierenden Bedeutungszuweisung, stehen im Vordergrund – exemplarisch betrachtet an Beispielen aus Kunst und Architektur: von der (religiösen) Landschaftsmalerei im frühen 19. Jahrhundert bis zu globalen Architekturprojekten der Gegenwart.
Zeit: mittwochs 16:15–18:00
Raum: RAK-E-8
Lehrveranstaltungsnummer: 2572
Dozent: Prof. Dr. Hans B. Thomsen
Beschreibung: Die Vorlesung befasst sich mit japanischen Tempeln und Schreinen, insbesondere ihre Geschichte sowie die Interaktion mit Kunst und Architektur. Der Schwerpunkt liegt auf Shinto-Schreinen und buddhistischen Tempeln, doch auch andere Religionen, wie beispielsweise die sogenannten Neuen Religionen und ihre religiösen Orte, werden berücksichtigt, wie auch die christlichen Institutionen Japans, sowohl die kakure (verborgenen) als auch die Hauptströmungen. Die aktive Schaffung und Zerstörung von Kunst über Jahrhunderte hinweg wird thematisiert, d.h. die Interaktion der Institutionen mit der japanischen Kultur, eingeschlossen die Produktion, Förderung, und Bewahrung sowohl einheimischer als auch fremder Kunst.
Zeit: freitags 12:15–13:45
Raum: KO2-F-150
Lehrveranstaltungsnummer: 2601
Dozenten: Prof. Dr. Tristan Weddigen, Prof. Dr. Jens Andermann
Beschreibung: Die Landschaft ist – neben dem indigenen Körper – die erste und zugleich langanhaltenste Darstellungsform der "Neuen Welt", deren Variationen, Neuinterpretationen und Wiederentdeckungen sich von der Frühzeit der Kolonisierung bis ins 20. und sogar 21. Jahrhundert ziehen. In der Landschaft wird die zunächst noch unbekannte transatlantische Welt gleichermassen geordnet und, als Bild, dem damit darstellungsmächtig gewordenen kolonialen Blick zur Handhabe dargeboten: vor allem nämlich als Natur, die es nutzbar und erträglich zu machen gilt. Bereits in der Kolonialzeit – und später neu und anders in den jungen Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts und in der Moderne des 20. Jahrhunderts – kommt dem Städtebau in dieser Ordnung und Nutzbarmachung Amerikas eine besondere Rolle zu: die Stadt ist Bastion der "Zivilisation" in der "Wildnis" und soll doch zugleich von der einen in die andere überleiten, ja beide miteinander versöhnen. Landschaft und Stadt sind damit, von den ersten kolonialen Gründungsakten bis zum Bau Brasílias Mitte des 20. Jahrhunderts, auch zwei komplementäre Formen der Imagination und Transformation der Neuen Welt. Das Seminar untersucht diesen Zusammenhang in bildender Kunst und Architektur Lateinamerikas vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, einschliesslich Beispielen aus Fotografie, Gartenbau, Land Art und Performancekunst. Es widmet sich dabei Künstlern und Architekten wie u.a. Társila do Amaral, Frans Post, Francis Alys, Le Corbusier, Dr. Atl., Johann Moritz Rugendas, Luis Barragán, Oscar Niemeyer, Ana Mendieta und Hélio Oiticica.
Zeit: mittwochs 14:00–15:45
Raum: RAK-E-7
Lehrveranstaltungsnummer: 2586
Dozenten: Charlotte Matter und Tirdad Zolghadr
Beschreibung: Das Phänomen der "Biennalisierung" wird vielfach als Ausdruck einer globalisierten Kunstwelt angeführt, das zur Auflösung des Antagonismus zwischen Zentrum und Peripherie beigetragen hat. Teilweise als spektakuläre Grossevents und Instrumente des Stadtmarketings umstritten, versprechen Biennalen auch alternative Experimentier- und Diskursfelder zu bieten für das heutige Kunstschaffen und -ausstellen abseits der Institutionen. Grossausstellungen sind seit dem 19. Jahrhundert Orte der Aushandlung nationaler Identität, die sich nicht selten über das (kolonisierte) Andere definiert. In den vergangenen Jahrzehnten lässt sich eine zunehmend transnationale Ausstellungspraxis beobachten, die jedoch Fragen nach dem strategischen Marktwert und den ideologischen Implikationen von "Otherness" und "Glokalität" aufwirft. Ist das Format der internationalen Grossausstellung ein inklusives, universelles Projekt oder dient es im Gegenteil der Konsolidierung einer westlichen Hegemonie der Produktion, Ausstellung und Rezeption von Kunst? Gerade mit Blick auf die Ernennung von Okwui Enwezor zum künstlerischen Leiter der Venedig Biennale 2015 erhalten diese Fragestellungen besondere Aktualität. Die Übung befasst sich mit konzeptuellen, künstlerischen und geopolitischen Aspekten wiederkehrender internationaler Grossausstellungen, von den ersten Weltausstellungen und der Venedig Biennale (seit 1895) über die Documenta und Manifesta bis zur Kunstmesse als weitere Abwandlung des Formats. Ein besonderer Fokus wird auf die vom indischen Kunstkritiker Ranjit Hoskoté beschriebene Typologie der "Biennalen des Widerstands" gerichtet, darunter die Biennalen von São Paulo, Havanna, Gwangju und Johannesburg. Ein Teil der Übung findet im 14-täglichen Rhythmus statt und besteht aus der Analyse einzelner Ausstellungsbeispiele sowie der Lektüre theoretischer Grundlagentexte. Ein zweiter Teil widmet sich der Praxis in einem zweitägigen Block mit Tirdad Zolghadr, Kurator der Sharjah Biennale 2005, des nationalen Pavillons von den Arabischen Emiraten an der Venedig Biennale 2009, der Taipeh Biennale 2010 und der aktuellen Riwaq Biennale.
Einführende Literatur: Charlotte Bydler, The Global ArtWorld inc: On the Globalization of Contemporary Art, Uppsala 2004. Elena Filipovic, Marieke van Hal, Solveig Ovstebo (Hg.), The Biennial Reader: An Anthology on Large-Scale Perennial Exhibitions of Contemporary Art, Ostfildern 2010. Federica Martini, Vittoria Martini, Just Another Exhibition: Histories and Politics of Biennials, Mailand 2011.
Zeit: donnerstags 10:15–12:00 alle 14 Tage + zweitägiger Block am 23./24. Juni
Raum: SOE-F-8
Lehrveranstaltungsnummer: 4880
Dozentin: Prof. Dr. Francine Giese
Beschreibung: Anhand ausgewählter Exponate des Département des Arts de l’Islam des Louvre und des Museums für Islamische Kunst Berlin werden verschiedene Gattungen der Objektkunst sowie des Baudekors vorgestellt und rekontextualisiert. Exkursionen nach Paris und Berlin sollen den Studierenden zwei der weltweit bedeutendsten Sammlungen islamischer Kunst näher bringen und die Beschreibung vor Originalen fördern. Gleichzeitig wird Bezug genommen auf die gegenwärtig geführte Diskussion um die Neupositionierung Islamischer Sammlungen im globalen Kontext und die Eröffnung medienwirksamer Museumsbauten wie das Museum of Islamic Art Doha (2008) oder das Aga Khan Museum Toronto (2014).
Zeit: mittwochs 14:00–15:45
Raum: KOL-H-320
Lehrveranstaltungsnummer: 2580
Dozentin: Dr. Elke Frietsch
Beschreibung: Das Lektüreseminar beschäftigt sich mit theoretischen Ansätzen aus den Gender, Postcolonial, Whiteness Studies ebenso wie den Kunstwissenschaften zum Thema "Sichtbarkeit". Folgende Fragen werden besprochen: Auf welche Weisen wurden und werden bestimmte Gruppen und Positionen im politischen Feld des Sichtbaren ausgegrenzt oder diskriminiert? Wie können minorisierte Positionen visualisiert werden, ohne in der Form der Inszenierung neuerliche Ausgrenzung oder Minorisierung vorzunehmen? Die Lektüre theoretischer Texte wird durch die Analyse von Darstellungen in Kunst und visueller Kultur ergänzt.
Einführende Literatur: Johanna Schaffer, Ambivalenzen der Sichtbarkeit. Über die visuellen Strukturen der Anerkennung, Bielefeld 2008. Sigrid Schade, Silke Wenk, Studien zur visuellen Kultur. Einführung in ein transdisziplinäres Forschungsfeld, Bielefeld 2011. Christian Kravagna (Hg.), Privileg Blick: Kritik der visuellen Kultur, Berlin 1997.
Zeit: dienstags 12:15–13:45
Raum: SOE-E-1
Lehrveranstaltungsnummer: 1672