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Gegenstand des vorliegenden Forschungsprojektes ist die für Europa richtungweisende Neuorganisation der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien in der Zeit um 1800. In dieser kunst- und kulturhistorisch wichtigen Schwellenzeit hat die Gemäldegalerie in ihrer Funktion, inneren Struktur und Präsentation einen Wandel durchgemacht, der in seiner Art exemplarisch ist: Die höfische Galerie wurde in ein öffentliches Kunstmuseum transformiert.
Die Verlegung der Gemäldesammlung aus der Stallburg in das Obere Belvedere (1775/76) bedeutete die definitive Ausgliederung der Galerie aus dem Komplex höfischer Repräsentation. Die damit einher gehende Spezialisierung der Galerie zur gesonderten Gemäldesammlung (ab 1781) war die Voraussetzung für einen Innovationsschub im Bereich der kunstwissenschaftlichen Systematisierung der Sammlung. Erstmals in Europa wurde in Wien eine Gemäldesammlung konsequent nach geographisch begrenzten Malschulen und innerhalb der Schulen nach chronologisch-historischen Gesichtspunkten ausgerichtet, wie dies die zur Zeit der Aufklärung entstehende Kunstwissenschaft europaweit verlangte. Die Wiener Gemäldegalerie wurde bereits im späten 18. Jahrhundert, vor dem Musée Napoléon, als eines der einflussreichsten Modelle einer neuen, wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Präsentation von Kunst wahrgenommen.
Im Zentrum der Untersuchungen wird eine exemplarische Analyse dieses Übergangs von der traditionellen höfischen Sammlung zum modernen Kunstmuseum stehen. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, zu einem besseren Verständnis der Anfänge der modernen europäischen Museumskultur am Ende des 18. Jahrhunderts beizutragen. Durch die Analyse der Konstitutionsphase des modernen Museums soll auch der Blick für gegenwärtige Präsentations- und Wirkungsweisen von Kunstmuseen geschärft werden. Mit seinem Netzwerk institutionsübergreifender Forschung, seiner Datenbank, mehreren Workshops, einer wissenschaftlichen Tagung und nicht zuletzt durch Publikationen und akademische Abschlussarbeiten von Mitarbeiterinnen soll das Projekt einen Beitrag zur Förderung der Forschungskompetenz eines der wichtigsten Museen Österreichs leisten. Umgekehrt wird der wissenschaftliche Nachwuchs in Österreich durch ein innovatives Projekt, das eine Brücke zwischen Universität und Museum schlägt, sowohl methodologisch als auch berufsrelevant gefördert.
Dr. Mag. Gudrun Swoboda, Kunsthistorisches Museum Wien
Mag. Nora Fischer
Dr. Kristine Patz
Mag. Alice Hoppe-Harnoncourt
Dott.essa Simona Pasquinucci
Dr. Karl Schütz
Mag. Ina Slama
Prof. Dr. Hans Aurenhammer, Kunstgeschichtliches Institut, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dott.essa Maria Sframeli, Galleria degli Uffizi in Florenz, Archiv
Prof. Dr. Tristan Weddigen, Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich
Prof. Dr. Gerhard Wolf, Kunsthistorisches Institut in Florenz/Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte
1. Juli 2009-30. Juni 2012
18.-19. September 2009, Workshop zur Sammlungsgeschichte