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Kunsthistorisches Institut

Die Glasdiasammlung des Institutes und das Projekt "Das Fotografische Wissen der Kunstgeschichte"

Projekt: "Das fotografische Wissen der Kunstgeschichte"

Das «wichtigste und wertvollste Lehrmittel»:
Die Glasdiasammlung des Kunsthistorischen Instituts, 1912–1945

Mit dem wissenschaftshistorischen und konservatorischen Projekt Das fotografische Wissen der Kunstgeschichte soll die wichtige Sammlung von geschätzten 40’000 Glasdiapositiven am KHIST erstmals inventarisiert und teilweise digitalisiert werden, um sie der Forschung und Lehre zugänglich zu machen. Das Projekt zielt darauf, das fotografische Wissen des Faches Kunstgeschichte zu erforschen, nämlich die in der Lehre und Forschung verwendeten und am KHIST erhalten Reproduktionen von Kunstwerken als Grundlage eines kollektiven Bildwissens.

Die erste Phase der Erschliessung sowie die Digitalisierung eines Teils des Bestandes wurden finanziert von der Stiftung für wissenschaftliche Forschung an der Universität Zürich.

 

Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Tristan Weddigen
Projektleitung: Aleksandra Kratki, Projektstart, Ersterschliessung / Thomas Hänsli, Digitalisierung, Aufbewahrung, Datenbankeinspielung / Ylva Gasser, Erschliessung, Konservierung
Projektmitarbeit: Aleksandra Kratki, Urs Mathys

 

Projektverlauf:

Die Digitalisierung der Glasdiapositive wird in mehreren Projektphasen erarbeitet. Diese sind: Zählung der Diapositive, Auswahl des zu digitalisierenden Materials, externe Vergabe zur Digitalisierung, Einspeisen der elektronischen Bilddaten in die Bilddatenbank EasyDB/Digitale Diathek.

 

1. Zählung der Diapositive

Der erste Projektphase ist abgeschlossen: die Zählung der Diapositive ergab eine Anzahl von 38'921 Glasdias, welche in mehreren Konvoluten vorliegen. Dabei ist die Provenienz einzelner Konvolute noch nicht geklärt. Im Zuge der Zählung wurde ein Kompendium erstellt, das sämtliche Themenbereiche aufführt, nach welchen die Dias im Archiv geordnet sind. Zugleich wurde ein der hierarchisches Signatur-System erarbeitet, welches auf den Standort der Dias rekurriert. Dieses gewährleistet die Auffindbarkeit der Dias und wird seinerseits zur Nummerierung der elektronischen Bilddaten verwendet werden. Das Kompendium liegt in elektronischer und physischer Form vor.

 

2. Auswahl der zu digitalisierenden Glasdiapositive  

Gegenwärtig werden Dias für die Digitalisierung ausgewählt. Der Fokus liegt auf verschiedenen Themengruppen:

1.) Nachweise von Dias der historischen Persönlichkeiten am Kunsthistorischen Institut wie Rahn, Zemp, Escher, Wölfflin, Jedlicka. Dabei wird besonderes Gewicht auf die Suche nach mutmasslichen Glasdias von Heinrich Wölfflin gelegt.

2.) In technischer Hinsicht relevante Objekte wie beispielsweise farbige Glasdias

3.) Historisch interessante Motivkreise aus den Bereichen Gartenkunst, Architektur

 

2.1.  Nachweise von Dias der historischen Persönlichkeiten am Kunsthistorischen Institut wie Rahn, Zemp, Escher, Wölfflin, Jedlicka

Rahn: Es konnte mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, dass Johann Rudolf Rahn in seiner Lehre Lichtbilder verwendet hat.

Zemp, Escher: Der Nachweis einer Verwendung von Glasdias durch die Professoren Joseph Zemp und Konrad Escher wird gegenwärtig erarbeitet.

Wölfflin:  Es ist uns gelungen, mehrere Glasdias zu identifizieren, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit Heinrich Wölfflin in der Lehre verwendet hat. Als entscheidend entpuppte sich der Fund mehrerer Glasdias mit Aufnahmen von Kinderzeichnungen. Diese stammen aus der 1905 erschienenen Publikation des Reformpädagogen Georg Kerschensteiner: "Die Entwicklung der zeichnerischen Begabung". Ein ebensolches Exemplar ist heute im Besitz der Bibliothek des Kunsthistorischen Institutes – als Vermächtnis von Heinrich Wölfflin. Vergleiche der handschriftlichen Vermerke auf den Dias und Wölfflins handschriftlicher Notizen sowie Vermerke in der Sekundärliteratur führten zu einem nahezu sicheren positiven Ergebnis. Es bleibt noch, den Nachweis in der Primärliteratur Wölfflins zu erbringen.

Handschrift Wölfflin, links: Beschriftung der Glasdias, rechts: in Kerschensteiners Publikation, wonach einige Dias gefertigt worden sind

Jedlicka: Schätzungsweise 30 Glasdia konnten aufgefunden werden, welche von Gotthard Jedlicka verwendet worden sind. Allesamt sind diese Dias mit Jedlickas Namenszug handschriftlich bezeichnet, wobei die Schrift mit jener von Jedlickas handschriftlichen Notizen übereinstimmt.

 

2.2. In technischer Hinsicht relevante Objekte

Aus dem Konvolut des Heimatmuseums Wald – ein Bestandteil der Sammlung des Kunsthistorische Institutes – stammen schätzungsweise 600 farbige Glasdias, welche vermutlich maschinell koloriert wurden. Hiingegen enthält die Kernsammlung des Institutes eine kleine Anzahl  handkolorierter Glasdias.

 

2.3. Historisch interessante Motivkreise aus den Bereichen Gartenkunst, Architektur

Diese Gruppe fasst historische Aufnahmen seltener, bzw. in diesem Zustand nicht mehr vorhandener Motive wie Gartenanlagen, Architekturen.

 

Aleksandra Kratki

Weiterführende Informationen

Korpus

Korpus mit Glasdiapositiven

Die Glasdias werden in Korpussen, thematisch geordnet, aufbewahrt. Historisches Ordnungssystem.

GlasdiaKerschensteiners

Mutmasslich von Wölfflin verwendetes Glasdia: 

Das Glasdia zeigt eine Tafel aus Georg Kerschensteiners Buch "Die Entwicklung der zeichnerischen Begabung", 1905 

Kerschensteiner Umschlag

Umschlag Georg Kerschensteiner, "Die Entwicklung der zeichnerischen Begabung": 

G. Kerschensteiners Publikation ging als Vermächtnis von H. Wölfflin an die Bibliothek des KHIS

FarbdiaZürich

Farbiges Glasdia, Ansicht von Zürich: 

Das Glasdia ist vermutlich handkoloriert

FarbdiaGletscher

Farbiges Glasdia, Gletscherlandschaft

Das Glasdia ist vermutlich handkoloriert.