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Prof. Dr. Sabeth Buchmann (Akademie der Bildenden Künste Wien)
Freitags, 10:15–11:45 Uhr
Obgleich Topoi und Verfahren der Improvisation und Probe seit Ende der 1960er Jahre zunehmende Popularität vor allem in jenen künstlerischen Strömungen erfahren, die sich an den Schnittstellen zwischen bildenden und performativen Künsten situieren, haben sie in der Kunstwissenschaft bislang kaum Berücksichtigung gefunden. Angesichts dieses Desiderats unternimmt es die Vorlesung, entsprechende Praktiken als Versuch zu lesen, die Übersetzung von klassischen, d.h. malerei- und skulpturbasierten Gattungen in systemische und hybride d.h. serielle, konzeptuelle, partizipative und installative Werkentwürfe zum ‚Eigentlichen’ der Kunst zu erheben: Ausgehend von exemplarisch betrachteten Arbeiten der 1960er und 70er Jahre (u.a. On Kawara, Robert Morris, Bruce Nauman, Hélio Oiticica, Yoko Ono, Yvonne Rainer) gilt es im Hinblick auf zeitgenössische Werkentwürfe (u.a. Keren Cytter, Loretta Fahrenholz, Omer Fast, Eva Meyer/ Eran Schaerf, Maya Schweizer, Clemens v. Wedemeyer, Katarina Zdjelar) zu erörtern, dass und warum Verfahren des Improvisierens bzw. Probens dazu angetan sind, autorzentrierte Werkproduktion mit alltäglichen Verhaltensroutinen und sozio-kulturellen Rollenmustern auf eine Weise zu verknüpfen, die beide Seiten im Sinne von kollaborativen Gemeinschaften verändern suchen. Der auf das postdramatische Theater verweisende Topos der Probe erweist sich, so die These, dabei als ein modus operandi, der es erlaubt, den dokumentierten und/ oder inszenierten Prozess des Einübens demokratischer (Kunst-)Praktiken zu einer zentralen Frage nach den Möglichkeits- und Gelingensbedingungen gesellschaftlicher Veränderung zu machen.
Prof. Dr. Sabeth Buchmann (Akademie der Bildenden Künste Wien)
Donnerstags, 18:15–19:45 Uhr
Im Rahmen der gleichnamigen Vorlesung, die der Popularität von Improvisations- und Probenverfahren in der Kunst seit den 1960er Jahren gewidmet ist, werden im Hauptseminar Text- und Werkbeispiele erörtert, welche die Rolle und Funktion des (postdramatischen) Theaters für postklassische Werkentwürfe beleuchten: Das betrifft nicht nur Diskurse und Praktiken der Performance und des Films, sondern auch jene der Zeichnung, der Malerei, der Skulptur und der Fotografie. Ausgehend von Michael Frieds Art and Objecthood (1967) und Yvonne Rainers Ein Quasi-Überblick über einige "minimalistische" Tendenzen in den quantitativ minimalen Tanz-Aktivitäten inmitten der Überfülle, oder: Eine Analyse von Trio A (1968) werden Kapitel aus Hans-Thies Lehmanns Das Postdramatische Theater (1999), Juliane Rebentischs Ästhetik der Installation (2003), Annemarie Matzes Arbeit am Theater. Eine Diskursgeschichte der Probe (2013) und dem 2016 erschienenen Aufsatzband Putting Rehearsals to the Test. Practices of Rehearsal in Fine Arts, Film, Theater, Theory, and Politics gelesen und erörtert.
Dr. Birgit Hopfener (Freie Universität Berlin)
Gastdozentin für den spezialisierten Masterstudiengang Kunstgeschichte im globalen Kontext
20. Februar / 6. März / 20. März / 3. April / 15. Mai / 29. Mai, jeweils 10.15 bis 13.45 Uhr
In einer heterogenen, globalen Kunstwelt konstitutieren sich Praktiken und Diskurse zeitgenössischer Kunst nicht mehr durch Bezüge zu «einer» kunsthistorischen Meistererzählung, sondern zu multiplen und transkulturell verflochtenen Kunstgeschichten. In Konsequenz wird die konventionell kulturräumlich organisierte Disziplin Kunstgeschichte vor neue Herausforderungen gestellt. Im Seminar wollen wir ausgehend von künstlerischen Arbeiten verschiedener lokal situierter, globaler Gegenwartskünstler (u.a. Walid Raad, IRWIN, Qiu Zhijie, Liu Ding, Kader Attia, Xu Zhen, Lia Perjovschi) erarbeiten, warum, vor welchen kunsthistorischen, sozio-politischen und geopolitischen Bedingungen und auf welche Weisen sich diese mit Kunstgeschichte(n) auseinandersetzen, zu welchen und zu wessen Kunstgeschichten sie Bezug nehmen, welches neue kunsthistorische Wissen durch künstlerische Auseinandersetzungen mit multiplen Kunstgeschichten produziert wird, welche transkulturellen Künstlersubjekte und Künstlerselbstverständnisse konstituiert werden, welche Konzepte von Geschichtlichkeit verhandelt werden, an wen sich ihre Dekonstruktionen und Konstruktionen von und Interventionen in Kunstgeschichte(n) richten und welche sozialen und politischen Funktionen sich mit ihren Arbeiten verbinden (lassen). Zudem lesen und diskutieren wir Texte u.a. zu den Themen «historiographic turn» in der Gegenwartskunst, Künstler als Historiker und Historiographen, «nicht-westliche» Künstler als historische Subjekte, postkoloniale Kanonkritik und Diskurse der Dekolonisierung, Kritik postkolonialer Subjektpolitik, Exklusion «nicht-westlicher» Künstler von eurozentrischen Meistererzählungen als strukturelles Problem, globale zeitgenössische Kunstgeschichte und historische Künstlersubjekte jenseits modern westlich geprägter binärer Zeit- und Raummodelle, sowie «Agency» (Handlungsfähigkeit) von globalen Künstlern als aktive Teilhaber in zeitgenössischer Kunstgeschichtsschreibung.
Prof. Dr. Sabeth Buchmann (Akademie der Bildenden Künste Wien)
Donnerstags, 14:15–15:45 Uhr
Angesichts der Bandbreite der (neo-)figurativen Skulptur in Gegenwartskunst – zu denken wäre hier an Werke von Isa Genzken, Robert Gober, Rachel Harrison, Mike Kelley, Jeff Koons, Charles Ray, Yinka Shonibare, Kiki Smith, Rosemarie Trockel und die sog. Young British Artists – richtet sich der Fokus des Seminars auf ihre jeweiligen historischen und kulturellen Verortungen: Bezieht sich die figurative Skulptur einerseits auf verdrängte Traditionen des Realismus und des öffentlichen Gedenkplastik, sind es andererseits medien- und popkulturelle Erzählungen über Körper, Hautfarbe, Geschlecht/Sexualität, (gen-)technische Reproduktion etc., die als Anknüpfungspunkt für ein Neudenken der Beziehung von Material und Form dienen. Anhand ausgewählter Text- und Werkbeispiele werden heterogene, d.h. disparate und mehrschichtige Genealogien und Referenzen in die Betrachtung der (neo-)figurativen Skulptur einbezogen: Darunter Hans Bellmer, Joseph Beuys, Louise Bourgeois, Constantin Brancusi, Camille Claudel, Alberto Giacometti, Claes Oldenburg, Meret Oppenheim, Germaine Richier, Auguste Rodin.
Anne Röhl M.A.
Freitags, 12:15–13:45 Uhr
Das Bauhaus hat als Wirkungsstätte der Architektur-, Design- und Kunst-Avantgarde sowohl Design als auch Kunst des 20. Jahrhunderts stark geprägt. Durch Josef und Anni Albers wurden Bauhaus-Ideen nach seiner Schliessung ab 1933 am Black Mountain College in den USA weitergeführt. Als Reformkunstschule ging das Black Mountain College neue Wege in der Künstler_innenausbildung. Lehrende und Studierende des Black Mountain Colleges wie Ruth Asawa, John Cage, Merce Cunningham, Buckminster Fuller, Trude Guermonprez, Elaine de Kooning, Willem de Kooning, Robert Rauschenberg sind zentrale Figuren der Kunst und Kultur der Nachkriegszeit in den USA. Im Seminar soll die Geschichte der beiden Kunstschulen, besonders die Verbindung von Kunst und Handwerk, die Konzeption der Lehre sowie Vorstellungen von künstlerischer Arbeit und Kreativität betrachtet werden.
Dr. des. Seraina Renz und Charlotte Matter M.A.
Vier vorbereitende Sitzungen: Dienstag 7. März / Dienstag 4. April / Dienstag 25. April / Dienstag 30. Mai, jeweils 15:00–18:00 Uhr
Exkursion nach Kassel und Athen: 19.–24. Juni 2017
Eine massgebliche programmatische Entscheidung bestimmt die 14. Ausgabe der Documenta: Neben Kassel, dem originalen Austragungsort seit Beginn der Ausstellungsreihe im Jahr 1955, wird die Documenta 2017 auch in Athen stattfinden. Als der Kurator Adam Szymczyk 2014 diesen Entschluss kommunizierte, richteten sich alle Augen auf das bankrotte Griechenland und seine Bevölkerung am Rande des Existenzminimums. Heute ist es in den Medien stiller geworden um Athen. Die Exkursion wird es uns erlauben, den Blick der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler auf Athen und deren Reflexionen über die geopolitische Situation von Griechenland nachzuvollziehen. Gleichzeitig ermöglicht der Besuch in Kassel, eine zweite Perspektive einzunehmen und im Vergleich der beiden Ausstellungsorte die Analyse der Werke und jeweiligen Konzepte zu schärfen. Die Begegnung mit originalen Werken fördert das Entwickeln eines kritischen Instrumentariums gegenüber zeitgenössischer Kunst.
Hinweis: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Ein Zuschuss an die Reisekosten ist vorgesehen. Interessierte senden eine kurze Begründung von Motivation und Interesse bis 15. Januar per Email an Seraina Renz und Charlotte Matter.
Dr. Adam Jasper Smith
Montags, 16:15–18:00 Uhr
«Cybernetic Serendipity», curated by Jasia Reichardt in 1968, is often, quite rightly, taken as a precursor to contemporary exhibitions that engage with technology. Its wide range of kinetic and conceptual responses to computing, including Gordon Pask’s memorable parody of Duchamp, the Colloquy of Mobiles (1968), playfully exploited the new language of feedback, homeostasis and interaction. Combined with Jack Burnham’s exhibition Software (1970), that featured works by Vito Acconci, and a group of rodents provided by MIT, the exhibitions appeared to offer a new, more expansive domain for artistic practice. This history, although conventional, is also superficial. On the one hand, such technology driven exhibitions were quickly condemned to the same middlebrow status of Kinetic and Op art. On the other, cybernetics had already played a more lasting, although less explicit, role in the humanities via the influence that the writings of Claude Shannon, Norbert Wiener and B. F. Skinner had exercised over the structuralists, not least via Roman Jakobson, Levi-Strauss, Lacan and Foucault. This course therefore presents an alternative history of cybernetics and art, not one that begins with the exhibitions of the early 1970s, but rather one that terminates there. A precursor to contemporary interdisciplinary research projects, the prestige of cybernetic metaphors profoundly shaped anthropology, linguistics, semiotics and sociology.
Prof. Dr. T.J. Demos (UC Santa Cruz)
Gastdozent für den spezialisierten Masterstudiengang Kunstgeschichte im globalen Kontext
Vier ganztägige Sitzungen: Freitag 24. März / Samstag 25. März / Freitag 31. März / Samstag 1. April
Addressing the current upswing of scientific and environmental arts and humanities-based research in relation to the recent geological proposition that we have entered a new human-driven epoch called the Anthropocene, this course presents a critical overview of that thesis as well as its limitations, in conceptualization and in practice. Looking at multiple examples of visual culture—including popular science websites, remote sensing and SatNav imagery, eco-activist mobilizations, and experimental artistic projects—it considers how the Anthropocene proposes more than merely a description of objective geological periodization, and asks what role visuality plays in its regimes of definition and justification. The course examines how the Anthropocene thesis operates ideologically in support of neoliberalism’s financialization of nature, anthropocentrism’s political economy, and the endorsement of geoengineering as the preferred method of approaching climate change. It also investigates how diverse cultural practitioners—including Indigenous activists, politically-engaged artists, and writers—are challenging its formulation and realization.
T.J. Demos is Professor in the Department of the History of Art and Visual Culture, University of California, Santa Cruz, and Founder and Director of its Center for Creative Ecologies. He writes widely on the intersection of contemporary art, global politics, and ecology and is the author of Decolonizing Nature: Contemporary Art and the Politics of Ecology (Sternberg Press, 2016); The Migrant Image: The Art and Politics of Documentary During Global Crisis (Duke University Press, 2013)—winner of the College Art Association’s 2014 Frank Jewett Mather Award—and Return to the Postcolony: Spectres of Colonialism in Contemporary Art (Sternberg Press, 2013). Demos co-curated Rights of Nature: Art and Ecology in the Americas, at Nottingham Contemporary in January 2015, and organized Specters: A Ciné-Politics of Haunting, at the Reina Sofia Museum in Madrid in 2014. He is currently completing a new book for Sternberg Press entitled Against the Anthropocene: Visual Culture and Environment Today.