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Mittwoch, 01.12.2021
18.15 Uhr, online (Zoom)
Im Rahmen desInstitutskolloquiums HS21 VIDEOKUNST DIGITAL. EIN PARADIGMENWECHSEL
Image Processing in der postdigitalen Wirklichkeit. Hito Steyerl und die Potenziale der Hochauflösung
Mit Hito Steyerls Videoarbeit HOW NOT TO BE SEEN. A FUCKING DIDACTIC EDUCATIONAL.MOV.FILE (2013) möchte ich nach den wirklichkeitskonstitutiven Potenzialen von digitalbildlicher Hochauflösung, von HD, fragen. Schillernde, komplexe Im-Bild-Montagen aus aufgenommenen, nachbearbeiteten, computergenerierten und simulierten Ansichten und rasante Google-Earth-Zoomfahrten setzen in Steyerls Video die Realität nicht in stabile Rahmen, die kohärente Repräsentationsbeziehungen zwischen außer-bildlicher Wirklichkeit, einem herstellenden Post/Produktionskontext von Bildern und einem entstandenen Bildendprodukt ermöglichen würden. Vielmehr lässt sich eine Bild/Wirklichkeit über visuelle Auflösungsschwankungen fassen – eine „Too Much World“ wie Steyerl sagt, die sich vor allem dadurch definieren lässt, dass bildbearbeitende Verfahren unumgänglich werden: „The tools of postproduction […] have become means of creation, not only of images but also of the world in their wake.“ HD-Bilder sind in dieser "Too Much World" immer schon Bilder des Potenzialen. Sie treten nicht sinnentschieden auf oder machen an (medien-, dispositiv-, qualitäts-) determinierenden Grenzen halt. Die mit HD verbundenen ‚vielen Pixel‘ sollen daher in meinem Vortrag, in Rückgriff auf eine sich im Werden befindliche Bildlichkeit nach Deleuze, als visuelles Möglichkeitsfeld für Differenzierungen wahrgenommen werden. Sie fordern es, so die Annahme, von einer prozessorientierten und operativen Perspektive aus adressiert zu werden. Mein Vortrag konzentriert sich auf Bildpraktiken des Post/Produzierens, Um/Formatierens, Skalierens, Interpolierens und Zoomens. Über die Betrachtung derselben im Zusammenhang mit HD werden digitalbildbezogene Praktiken identifiziert, welche Bedeutungen pluralisieren und in der Datendichte Alternativen, Ausschließlichkeiten, Intensitäten und Widersprüche hervorbringen. Aus einer medienphilosophischen Perspektive können hierüber epistemische Angebote zur Wissensherstellung, Denkprozesse, forschende Dringlichkeiten, dokumentarische Ansprüche und aktivistische Gegenbewegungen und ihr ästhetischer Niederschlag identifiziert werden. Wie ich konkret mit Steyerls Videoarbeit HOW NOT TO BE SEEN argumentieren möchte, wird HD epistemologisch und medienphilosophisch produktiv, so dass sich Erkenntnisprozesse durch das digitale Bild als medienphilosophisches Image Processing formieren.
Elisa Linseisen, Dr. phil., ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaften der Universität Paderborn und assoziierte Post-Doc des Graduiertenkollegs „Das Dokumentarische“ der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Die Veranstaltung wird online via Zoom stattfinden. Um einen Zoom Link zu erhalten, verwenden Sie bitte das Anmeldeformular.