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Kunsthistorisches Institut

Dr. des. Samuel Vitali

Lehrbeauftragter

im Herbstsemester 2009 im Bereich der Geschichte der Kunst des Mittelalters und der Neuzeit und Kunstgeschichte der frühen Neuzeit

Proseminar

Die Erfindung des Barock aus dem Geiste der Renaissance. Die Carracci und die Folgen

Zwischen 1580 und 1620 vollzog sich in der italienischen Malerei ein tiefgreifender Umbruch, der in der Kunstgeschichte als Übergang vom Manierismus zum Barock umschrieben wird. Eine herausragende Rolle spielte dabei die Stadt Bologna, die bis dahin im Vergleich zu Zentren wie Rom, Florenz oder Venedig künstlerische Provinz war. Hier entwickelten die Brüder Agostino und Annibale zusammen mit ihrem Cousin Ludovico Carracci durch den gezielten Rückgriff auf Arbeitstechniken und Stilmittel der Hochrenaissance sowie in Auseinandersetzung mit der venezianischen Malerei einen neuen Stil, den sie gegen Ende des 16. Jahrhunderts mit ihren Arbeiten für die Farnese und andere Auftraggeber nach Rom exportierten. In weit nachhaltigerer Weise als der Naturalismus Caravaggios, des anderen grossen Neuerers der Malerei um 1600, sollte diese 'Reform' der Carracci die Geschichte der italienischen und letztlich der europäischen Malerei der folgenden 150 Jahre prägen. Auch dank einer ausserordentlichen Reihe von begabten Schülern - darunter Guido Reni, Domenichino, Francesco Albani, Giovanni Lanfranco und (indirekt) Guercino -, die die römische Kunstszene bis in die zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts dominierten, gaben die Bolognesi sowohl der klassizistischen wie der barocken Richtung der Malerei des 17. Jahrhunderts die entscheidenden Impulse. Die Veranstaltung will zum einen die Kunst der Carracci und ihrer unmittelbaren Nachfolge von 1580 bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts analysieren, zum anderen aber auch den Wandel ihrer Fortuna critica thematisieren - von der barocken Panegyrik, die Annibale Carracci als 'neuen Raffael' feierte, über die Abwertung der Carracci als 'Eklektiker' in der Kunstkritik des 19. Jahrhunderts bis zu ihrer Wiederentdeckung im letzten Jahrhundert - und damit das Bewusstsein für die historische Bedingtheit kunsthistorischer Werturteile schärfen.

Zeit: freitags 10:15-12:00

Lehrveranstaltungsnummer: 2072

Lebenslauf

Geboren 1968 in Zürich. Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Russistik in Zürich. 1997–1999 Doktorandenstipendium der Bibliotheca Hertziana, anschliessend Mitglied des Schweizerischen Instituts in Rom. 2001–2004 freier Mitarbeiter der Galleria d’Arte Moderna, Bologna. 2002–2004 Assistent am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich. 2004 Promotion über die Fresken der Carracci im Palazzo Magnani. Seit 2004 Kurator am Kunstmuseum Bern.

Publikationen

Selbständige Publikationen

Romulus in Bologna. Die Fresken der Carracci im Palazzo Magnani (Phil. Diss. Universität Zürich, 2004), Publikation in Vorbereitung in der Reihe Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana.

Redaktion und Herausgeberschaften

„Ad Parnassum“ – auf dem Prüfstand. Kunsthistorische und konservatorische Fragen rund um ein berühmtes Bild (Beiträge des Kolloquiums im Kunstmuseum Bern vom 22. Oktober 2006, Schriftenreihe des Kunstmuseums Bern Nr. 10), hg. von Christine Hopfengart und Samuel Vitali unter Mitarbeit von Marianne Keller, Bern: Kunstmuseum Bern, 2007.

Expressionismus aus den Bergen. Ernst Ludwig Kirchner, Philipp Bauknecht, Jan Wiegers und die Gruppe Rot-Blau (Kat. d. Ausst. Kunstmuseum Bern, 27. 4.–19. 8. 2007; Groninger Museum, Groningen, 22. 9. 2007–13. 1. 2008; Bündner Kunstmuseum Chur, 16. 2.–25. 5. 2008), hg. von Beat Stutzer, Samuel Vitali, Han Steenbruggen und Matthias Frehner, Zürich/Bern/Groningen/Chur: Schei¬degger & Spiess und die Museen, 2007.

Franz Gertsch. Die Retrospektive (Kat. d. Ausst. museum franz gertsch/Kunstmuseum Bern, 13. 11. 2005–12. 3. 2006; Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, 8. 4.–25. 6. 2006; Kunsthalle Tübingen, 15. 7.–1. 10. 2006), hg. von Reinhard Spieler unter Mitarbeit von Samuel Vitali, Ostfildern-Ruit/Bern: Hatje Cantz/Kunstmuseum Bern, 2005.

Félix Vallotton. Die Sonnenuntergänge (Kat. d. Ausst. Kunstmuseum Bern, 29. 10. 2004–20. 2. 2005; Fondation Pierre Gianadda, Martigny, 18. 3.–12. 6. 2005), hg. von Rudolf Koella, Matthias Frehner, Samuel Vitali, Bern: Kunstmuseum Bern, 2004.

Opus Tessellatum. Modi und Grenzgänge der Kunstwissenschaft. Festschrift für Peter Cornelius Claussen (Studien zur Kunstgeschichte, 157), hg. von Katharina Corsepius, Daniela Mondini, Darko Senekovic, Lino Sibillano, Samuel Vitali, Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 2004.

La natura della natura morta. Da Manet ai nostri giorni (Kat. d. Ausst. Galleria d’Arte Moderna, Bolo¬gna, 1. 12. 2001–24. 2. 2002), hg. von Peter Weiermair unter Mitarbeit von Samuel Vitali und Uliana Zanetti, Milano: Electa, 2001.

Unselbständige Publikationen (Auswahl)

„Between Family Brand and Personal Ambition. Strategies and Limits of Collaboration in the Carracci Workshop“, Publikation in Vorbereitung in: Multiple Autorschaft – Alternatives Handeln und Denkmodell (Akten der Tagung am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern, 16. Mai 2008), hg. von Rachel Mader.

„Tommaso Laureti e Bartolomeo Cesi: precisazioni sulla decorazione dell’‚altra‘ cappella Magnani in San Giacomo Maggiore“, Publikation in Vorbereitung in: Arte a Bologna.

„Did the Carracci Have a Theory of Style?“, Publikation in Vorbereitung in: Zeitschrift für Kunstgeschichte. Katalogtexte zu Zeichnungen von Ludovico, Annibale und Agostino Carracci, Carlo Bononi, Pietro Faccini, Guido Reni, Domenichino, Giovanni Lanfranco, Alessandro Algardi und Simone Cantarini sowie zu Gemälden von Guercino, in: Furor und Grazie. Guercino und sein Umkreis – Barockzeichnungen aus den Uffizien (Kat. d. Ausst. Kunstmuseum Bern, 11. 9.–22. 11. 2009), Firenze: Olschki, 2009, Kat. 96–109, S. 141–168.

„Lorenzo Magnani ‚nobile et uno dei senatori di questa città‘: tasselli per un ritratto“; „Palazzo Magnani: le decorazioni pittoriche e scultoree del Cinquecento“, in: Palazzo Magnani in Bologna, hg. von Sergio Bettini, Milano: Motta, 2009, S. 12–31, 90–135.

Katalogtexte zu den Werken „Ein Morgen in Interlaken“, „Thunersee von Leissigen aus“, „Thunersee mit Spiegelung“ und „Thunersee mit Stockhornkette“, in: Ferdinand Hodler. Eine symbolistische Vision (Kat. d. Ausst. Kunstmuseum Bern, 9. 4.–10. 8. 2008; Szépművészeti Múzeum Budapest, 7. 9.–14. 12. 2008), hg. von Katharina Schmidt in Zusammenarbeit mit László Baán und Matthias Frehner, Bern/Budapest/Ostfildern: Kunstmuseum Bern/Szépművészeti Múzeum Budapest/Hatje Cantz, 2008, S. 52, 206–211, Kat. 2, 71–74, 107.

„Paul Klee und das Kunstmuseum Bern 1931–1946: Stationen einer zögernden Annäherung“, in: „Ad Parnassum“ – auf dem Prüfstand. Kunsthistorische und konservatorische Fragen rund um ein berühmtes Bild (Beiträge des Kolloquiums im Kunstmuseum Bern vom 22. Oktober 2006, Schriftenreihe des Kunstmuseums Bern Nr. 10), hg. von Christine Hopfengart und Samuel Vitali unter Mitarbeit von Marianne Keller, Bern: Kunstmuseum Bern, 2007, S. 43–56.

„Das Bild des Künstlers. Selbstporträts und Freundschaftsbildnisse bei Kirchner und seinem Kreis in den zwanziger Jahren“, in: Expressionismus aus den Bergen. Ernst Ludwig Kirchner, Philipp Bauknecht, Jan Wiegers und die Gruppe Rot-Blau (Kat. d. Ausst. Kunstmuseum Bern, 27. 4.–19. 8. 2007; Groninger Museum, Groningen, 22. 9. 2007–13. 1. 2008; Bündner Kunstmuseum Chur, 16. 2.–25. 5. 2008), hg. von Beat Stutzer, Samuel Vitali, Han Steenbruggen und Matthias Frehner, Zürich/Bern/Groningen/Chur: Scheidegger & Spiess und die Museen, 2007, S. 66–79.

„‚Für uns kann es sich nur darum handeln, den Neuerern den Weg zu ebnen‘: Hermann Rupf als Kunstkritiker“, in: Rupf Collection (Kat. d. Ausst. Kunstmuseum Bern, 2. 12. 2005–26. 2. 2006), Bern: Benteli/Kunstmuseum Bern, 2005, S. 195–206.

„Gertsch vor Gertsch oder: Der lange Weg auf den Monte Lema. Das Frühwerk vor 1969 – eine Bestandesaufnahme“, in: Franz Gertsch. Die Retrospektive (Kat. d. Ausst. museum franz gertsch/ Kunstmuseum Bern, 13. 11. 2005–12. 3. 2006; Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen, 8. 4.–25. 6. 2006; Kunsthalle Tübingen, 15. 7.–1. 10. 2006), hg. von Reinhard Spieler unter Mitarbeit von Samuel Vitali, Ostfildern-Ruit/Bern: Hatje Cantz/Kunstmuseum Bern, 2005, S. 37–57.

„Bulatovs abstrakte Lichträume“; „Bachtschanjans subversive Collagen“; „Bachtschanjans ‚Telegramme‘“; „Zwischen Geometrie und Figuration: Sergej Schablawin“, in: Avantgarde im Untergrund. Russische Nonkonformisten aus der Sammlung Bar-Gera (Kat. d. Ausst. Kunstmuseum Bern, 3. 2.–24. 4. 2005), Wabern/Bern: Benteli, 2005, S. 118, 148, 152, 156.

„Tra ‚biografia dipinta‘ e ciclo emblematico: le ‚Storie di Romolo e Remo‘ dei Carracci in Palazzo Magnani a Bologna“, in: Ritratto e biografia: arte e cultura dal Rinascimento al Barocco (Akten des Convegno „Biografia e ritratto paradigmatico nell'arte italiana ed europea dal Rinascimento al Barocco“, Siena, 8.–9. 10. 2003), hg. von Roberto Guerrini, Maddalena Sanfilippo, Paolo Torriti, Sarzana: Agorà Edizioni, 2004, S. 97–116.

„Christus ohne Bart, Maria ohne Himmelfahrt: Überlegungen zu Stil und Ikonographie eines emaillierten Reliquienkästchens aus dem Domschatz von Trento“, in: Opus Tessellatum. Modi und Grenzgänge der Kunstwissenschaft. Festschrift für Peter Cornelius Claussen (Studien zur Kunstgeschichte, 157), hg. von Katharina Corsepius, Daniela Mondini, Darko Senekovic, Lino Sibillano, Samuel Vitali, Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 2004, S. 205–221.

„Der Palazzo Magnani in Bologna als Zeugnis und Instrument sozialen Aufstiegs im Kirchen¬staat“, in: Modell Rom? Der Kirchenstaat und Italien in der Frühen Neuzeit (Akten des Convegno im Istituto Svizzero di Roma, 16.–19. 9. 2001), hg. von Daniel Büchel und Volker Reinhardt, Köln/ Weimar/Wien: Böhlau, 2003, S. 101–117.

(Zusammen mit Uliana Zanetti:) „Rinascite e trasformazioni della natura morta nella contempo¬raneità: un itinerario”, in: La natura della natura morta. Da Manet ai nostri giorni (Kat. d. Ausst. Galleria d’Arte Moderna, Bologna, 1. 12. 2001–24. 2. 2002), hg. von Peter Weiermair unter Mit¬arbeit von Samuel Vitali und Uliana Zanetti, Milano: Electa, 2001, S. 26–49.

„A new document for the Carracci and Ruggero Bascapè at the Palazzo Magnani in Bologna“, in: The Burlington Magazine, 143 (2001), S. 604–613.

„Sul rapporto tra testo e immagine nel fregio Magnani“, in: Gli affreschi dei Carracci. Studi e disegni preparatori (Kat. d. Ausst., Bologna, Palazzo Magnani, 24. 5.–2. 7. 2000), hg. von Catherine Loisel, Bologna: Rolo Banca 1473, 2000. S. 45–50.

„‚Sicut explorator et spoliorum cupidus‘: Zu Methode und Funktion der Antikenrezeption bei Nikolaus von Verdun“, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, 52 (1999), S. 9–46.

Weiterführende Informationen

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