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Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung steht die Publikation Learning from Las Vegas, eine städtebauliche Studie, die die Architekten und Theoretiker Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour 1972 veröffentlichten. Das Buch stieß auf eine kontroverse Aufnahme und erregte weit über den engeren Fachkreis hinaus große Aufmerksamkeit. Learning from Las Vegas setzte sowohl in der inhaltlichen Ausrichtung als auch in der Methodik Maßstäbe, die sich im Architektur- und Städtebaudiskurs als richtungweisend erwiesen. In der vorliegenden Untersuchung wird Learning from Las Vegas im Kontext des amerikanischen Architektur- und Städtebaudiskurses der 1960er Jahre situiert und diskutiert. Dabei steht die Frage des Stadtbildes bzw. der Reflexion über die Stadt im Medium des Bildes im Zentrum des Interesses. Learning from Las Vegas war, so die grundlegende Prämisse, zugleich Höhepunkt und Reaktion auf eine Krise, in der sich das Bild der Stadt um 1960 befand. Die traditionelle Vorstellung der Stadt als einer relativ geschlossenen formalen Einheit wurde durch die Automobilisierung und die daran anschließende Dezentralisierung und Suburbanisierung der urbanen Zentren mehr und mehr in Frage gestellt. In dieser Situation wurde in verschiedenen Disziplinen nach einem neuen Bild der Stadt gesucht, in dem die veränderten Verhältnisse zum Ausdruck kommen sollten. An diesen Punkt setzten Venturi, Scott Brown und Izenour an, ging es ihnen in ihrer Studie doch in erster Linie darum, für die neue, auto-orientierte urbane Form neue Mittel und Modi der Darstellung zu entwickeln. Für Venturi, Scott Brown und Izenour kam dabei dem Blick des automobilisierten, bei erhöhter Geschwindigkeit sich bewegenden Betrachters eine zentrale Rolle zu. Auf der Suche nach dem angemessenen Bild der Stadt der Gegenwart experimentieren die Autoren von Learning from Las Vegas hauptsächlich mit den Medien Fotografie und Film. Diese waren zugleich Mittel der Stadtanalyse und -darstellung wie auch der Argumentation. Im Sinne einer Archäologie der Quellen wird in der vorliegenden Studie versucht, die Methodik der Reflexion der Stadt im Medium des Bildes vor dem historischen Hintergrund zu diskutieren. Dabei wird deutlich, dass Venturi, Scott Brown und Izenour an eine Reihe von Vorarbeiten anknüpften. Learning from Las Vegas erweist sich als tief im Dis¬kurs der 1960er Jahre verwurzelt. Dies zeigt sich auch im Verhältnis der theoretischen Prämissen der Publikation zu den wichtigsten theoretischen Positionen, die sich um 1960 mit städtebaulichen Phänomenen wie »strip«, »sprawl«, und »roadtown« auseinandersetzten und die im zweiten Teil meiner Untersuchung im Vordergrund stehen. Venturi, Scott Brown und Izenour waren nicht die ersten, die sich mit der Form und Ästhetik der auto-orientierten amerikanischen Stadt der Gegenwart beschäftigten. Learning from Las Vegas verweist in verschiedenen Subtexten in teils polemischer Zuspitzung auf den Diskurs der Zeit und amalgamiert dabei die verschiedenen Ansatzpunkte zu einer übergeordneten Theorie urbaner Kommunikation. Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit der Medaille der ETH Zürich sowie mit dem Theodor-Fischer-Preis 2008 des Zentralinstitus für Kunstgeschichte in München. Sie wurde 2010 beim GTA Verlag in revidierter Form veröffentlicht.